Einen für die Oldtimer Ausfahrt und einen für den Sandkasten

230G Custom

Da war er wieder … ein guter Grund ein Auto zu kaufen. Mein schöner blauer G ist schon wieder in Kur. Die Mängelliste leider noch immer lang und der Weg zum G geht in die Verlängerung. Nun schickte es sich an, dass ich ein Off-Road Wochenende in Belgien mit der ganzen Familie zum Geburtstag geschenkt bekam. Im April. Bis dahin wird der „Blaue“ nicht fertig sein und ausserdem ist er mir doch mittlerweile zu Schade für den Dreck. Kurzum, im Januar geht die Suche los und ich muss gestehen, dass ich von der Welt der Autohändler einmal mehr enttäuscht bin, auch wenn es löbliche Ausnahmen gibt. Aber von vorne …

Parameter: Geländewagen mit Allrad und Sperren. Möglichst nicht zu teuer, mit TüV und wenn es geht mit grüner Plakette.

Am Anfang kam der Gedanke, einen Geländewagen leihen zu können, auf. Verleihen für ein Off-Road Wochenende wollte aber niemand einen Wagen.

Dann kommt der Gedanke auf einen Wagen zu kaufen, um mit einem Kurzzeitkennzeichen zu dem Wochenende nach Belgien zu fahren. Anschliessend (nach der Wäsche) würde er wieder verkauft werden.

Nach vier Wochen der Suche kam ich nicht wirklich voran. Um so wenig wie möglich Verlust zu machen, müsste ich von Privat kaufen. Kaufe ich von einem Händler, büsse ich im Zweifel einen Teil seiner Spanne ein. Was angeboten wurde war jedoch nicht wirklich sinnvoll. 20 Jahre alte Gs mit Dieselmotor (ohne grüne Plakette) und 300T+ km, Defender mit mehr Beulen und Rost als man will und ebenfalls maximal mit einer gelben Plakette. Für den Wiederverkauf alles Mist.

Vielleicht einfach doch bei den Baujahren etwas weiter hinten schauen, die Defender der Serie III gefallen mir nicht wirklich. Bei dem Discovery war ich mir ob des Wiederverkaufwertes nicht sicher und auch des Aufwands um sie überhaupt verkauft zu bekommen. Ausserdem kenne ich mich mit Land Rover nicht aus.

Ein alter G wäre schön. Meine Frau fände einen Feuerwehr G toll. Also suchen wir mal. Auto Zitzmann hat einen Feuerwehr 280GE im Programm. An der Stelle ein Lob, denn ich rief an und fragte nach dem Zustand. Der Verkäufer gab mir ohne viele Worte und Schönrederei Antwort. Ohne umfangreiche Restaurierung keinen TüV, starker Rostbefall an Karosse und Rahmen. Bedeutet Kernschrott für 15k EUR. Keine Alternative.

Es tut sich ein zweiter Rot/Weiss lackierter G im Netz auf. Ich frage per eMail an ob es ein Feuerwehr G sei. „Ja, Feuerwehr“ ist die knappe Antwort. Ich frage höflich per eMail an, ob ich denn ein paar Bilder von unten haben könnte und generell ein paar Bilder mehr als die unscharfen drei im Netz. Im Netz übrigens ist der Wagen als (2. Hand, 44tkm, top zustand) beschrieben. Erst meint der Verkäufer ich soll mir den Wagen angucken kommen. Als ich nochmals interveniere und klarstelle, dass ich nicht 800km fahre um mir einen „Eimer“ anzusehen, bekomme ich die angefragten Bilder. Spätestens an der Farbe des Motorraumes erkennt man, dass es ein BGS Wagen war. Damit glaubt keiner die 44tkm. An den Radläufen sind massive Durchrostungen und Rostblasen, die der Verkäufer als „Flugrost“ bezeichnet. Die Stossdämpferaufnahmen sind offensichtlich stark verrostet. Den Scheibenrahmen hat jemand mit einem Riffelblech geflickt. Derjenige hat sich richtig „Mühe“ gegeben, denn er hat die Bleche einfach oben drauf geschweisst. Nachdem die Bilder angekommen sind spricht der Verkäufer auf Band und meint, da wären ein paar Roststellen, aber wenn er die mit schwarzem Lack überspüht hätte, hätte ich die gar nicht gesehen. Zur Erinnerung, in der Anzeige steht „Top Zustand“. Mehr wollte ich dann nicht mehr sehen. Der Verkäufer bittet nach meiner freundlichen Absage um eine positive Bewertung bei mobile.de … ohne Worte.

Man könnte diese Liste endlos weiter führen. Ich frage mich mit welcher Dreistigkeit hier teilweise Gesetze gebrochen, Betrogen und Getäuscht wird.

Die gespeicherten Suchen bei Mobile.de und AutoScout24 spucken täglich neue Angebote aus, aber so richtig einschlagen tut keines. Es sind auch immer wieder Wölfe dabei. Einen Wolf will ich aber eigentlich nicht. Es sind meistens Diesel. Sind es keine, sind es welche aus der Schweiz und die haben keine Rückbank aber ich zwei Kinder die mitfahren wollen. Unter den „Flecktarn und Tarnfarben“ Anzeigen sehe ich aber immer wieder eine Anzeige die da lautet: „Mercedes-Benz G 230 Carbio Wolf W460 W461“. Darauf ein Wagen mit einer Wolf Karosse, W463er Stossstangen vorne und hinten, W463 Grill und W463 Kotflügeln. Keine Angabe von Vorbesitzern, keine Angabe zur Laufleistung. H-Kennzeichen steht noch dabei, Baujahr 1980, 4 Gang Schaltung, Sperren funktionieren, HU bis 01/2018.

Erst ein Albtraum für mich, auch wenn ich am „Blauen“ falsche Rücklichter habe/(hatte), stehe ich bei alten Autos doch auf Originalität, bzw. die Nähe dazu. Hier ist also ein vollkommen umgebauter W460, der nur noch Chassis, Motor und Getriebe von dem Basisfahrzeug hat. Aber dennoch spricht mich der Wagen an. Es sind diesmal 5 Bilder im Netz und die sind sogar scharf. Aber von unten und von den neuralgischen Stellen gibt es keine Details. Ich rufe an und frage nach weiteren Bildern. Der Verkäufer, komischerweise ein wenig genervt, habe ich ihm doch gar nichts getan, meint nur ich soll vorbei kommen und selber schauen. Die Nachfrage wer den Wagen umgebaut habe wird mit „unverständlich Schmidt“ beantwortet. Komisch, dass man auf meines Erachtens sinnvolle und normale Fragen unsinnige Antworten bekommt. Der Wagen steht ca. 3h von mir entfernt. Normalerweise hätte ich jetzt die Gespräche abgebrochen, denn es ist nicht einzusehen, dass ich einen ganzen Tag opfere ohne Wissen ob des Ausgangs. Vielleicht ist es auch nur ein „Eimer“ …

Diesmal aber dachte ich, dass es das Risiko vielleicht wert sei und machte einen Termin für den darauf folgenden Samstag aus. Da der Verkäufer den Wagen nur abgemeldet übergeben würde, fahre ich mit dem Auto statt mit dem Zug.

Angekommen mache ich einen ersten Rundgang um das Fahrzeug. Die Karosserie scheint wirklich in einem sehr guten Zustand zu sein. Der Umbau sieht gut aus. Kein Rost, keine Beulen. Hier und da ein paar Kampfspuren. Nichts weich, nichts bröselig. Der Verkäufer hat den Wagen mit einem Kumpel selbst umgebaut. Dokumentation gibt es keine. Er dient als Spielzeug im Sandkasten, sprich er wird im Gelände gefahren und sonst nicht. Er muss weg, weil ein neuerer G da ist und ihm der 230er zu schwach ist. Ausserdem geht er „im Wasser“ leicht aus. Mir ist das egal, den M115.973 kenne ich schon und ins Wasser werde ich wahrscheinlich so oft nicht fahren. TüV neu in 01/2016. H Kennzeichen trotz der Umbauten. Schicke Felgen, aber ohne ABE. Die Höherlegung selbst gemacht, also auch ohne ABE. Die Handbremse geht nicht und die Wasserpumpe hat einen Tropfen verloren. Der Endtopf muss überarbeitet werden. Beim Volltanken schaltet die Pistole nicht ab und es läuft Sprit raus wenn man nicht aufpasst. Letzteres kenne ich selbst. Motor und Getriebe laufen sauber, alles schaltet ohne grosse Probleme (3. Gang kratzt manchmal … ). Sperren gehen rein und funktionieren, wie man bei der Probefahrt auf einer nassen tiefen Wiese feststellen kann. Kein Knacken, kein Knarzen und wir kommen auch wieder raus als der Allrad und die Sperren aktiviert sind.

Innen ist zu 90% ein Wolf. Sogar ein Loch im Bodenblech mit Stöpsel. Vier Einzelsitze in gutem Zustand. Der Holzboden sieht sehr gut aus. Verstauboxen, Gewehrhalter … kein Drehzahlmesser, die Tankanzeige muckt wohl manchmal.

In Summe scheint es doch mit überschaubarem Aufwand getan. Die Bremsen sollten komplett überholt werden. Der Endtopf angepasst. Die Wasserpumpe kontrolliert. Wir werden uns mit einem Abschlag wegen der kleinen Mängel schnell einig und tauschen Bares gegen Fahrzeugbrief. Und das ist es, dass neue Sandkastenspielzeug.

230G Custom

Willkommen in meiner Garage …