Meine Intension, einen Klassiker haben zu wollen, war immer an Oldtimerveranstaltungen im Allgemeinen und Oldtimerallyes im Speziellen teilzunehmen. Dies ist auch in den ersten Veröffentlichungen meines G-Weges nachzulesen. Nun, nach vielen Jahren mit einem Klassiker, sollte es also passieren. Der MSC Bingen, dessen Mitglied ich mittlerweile bin, veranstaltet unter anderem einmal im Jahr die ADAC Bingen Mäuseturm Classic. Als die Ausschreibungsunterlagen auf der Website veröffentlich wurden, habe ich uns (meine Frau sitzt rechts) mit einem 230G Baujahr 1979 od. 1980 für die Gaudy Tour angemeldet. Ich wollte natürlich mit dem blauen G fahren, da er mehr Klassikflair verströmt. Dass dieser aber zum Zeitpunkt der Anmeldung, der Veranstaltung und auch noch jetzt, wenn diese Zeilen digital erfasst werden, nicht zur Verfügung steht, wird vielleicht ein anderer Artikel in diesem Blog.
Im Vorfeld hatte ich einiges an dem Camouflage G gemacht. Nach den schlimmen Kaltstarterfahrungen in Belgien wurden grosse Teile der Zündung ersetzt. Dies hat im ersten Step auch etwas gebracht, aber die Freude hielt nicht lange. Seit dem letzten Bericht zu einer Ausfahrt ist viel Zeit vergangen. Der Auspuff wurde erneuert, der Tank gegen einen aus Kunststoff ersetzt. Die Kupplung ist neu, der Motor wurde bis auf die Kurbelwelle runter abgebaut und der vordere Simmerring ersetzt, wie die hintere Dichtung ebenfalls. Öltropfen unter dem Auto sind jetzt erstmal erledigt. Die Arbeiten wurden wieder bei der KFZ Technik Gau-Algesheim durchgeführt. Da ich keine Eile an den Tag legte, wurde der Wagen erst knapp vor dem Start der Rallye fertig. Der Chef und Meister meinte schon bei der Abholung, dass er noch nicht ganz zufrieden sei, aber ich konnte nicht mehr warten und habe den Wagen Donnerstag Abend abgeholt. Erst lief es gut, aber nach ein paar Metern gab es Zündaussetzer. Mit ein wenig mehr Drehzahl ging es dann aber ganz gut, nur unterhalb von 1000U/Min war der Motor nicht willig. Am Freitag bin ich mit dem Wagen zur Arbeit gefahren, um zu testen ob er auch läuft. Jein ist die Antwort, denn er lief ziemlich schlecht. Zündaussetzer, Fehlzündungen, immer wieder. Auf dem Heimweg bin ich dann nochmal zur Werkstatt, der Zündkontakt wurde als Ursache schnell ermittelt. Leider war kein passender da, wer hat sowas auch noch auf Lager? Mit vereinten Kräften, ich stand wohl eher im Weg herum als ich nützlich war, wurde getestet und gebastelt.
Es ging ein bisschen besser, aber gut ist noch weit entfernt. So sollte ich eigentlich keinen Wagen für die Rallye haben, aber damit konnte ich mich nicht anfreunden. Egal, wie anstrengend und nervig es ist, der G wird durchhalten und vorab, er hat.
Am darauf folgenden Samstag (10. September 2016) sind wir mit 4 Personen zur 2016er ADAC Bingen Mäuseturm Classic Gaudy Tour gestartet. Meine Frau, zwei hoch motivierte Kinder und ich, der Fahrer. Ich konnte einen Freund mit Familie und seinem Ford FK 1000 Bus aus dem Jahr 1959 noch dazu motivieren, ebenfalls mitzumachen, was den Spass von Anfang an noch vergrössert hat.
Die Anfahrt war schon nett, der Start findet auf dem Rochusberg, nahe der Rochuskapelle statt. Vorher gibt es ein Teilnehmerbriefing, Unterlagen und erste Aufgaben bei einem gemeinsamen Frühstück. Man trifft andere Teilnehmer und der Spass beginnt schon an Ort und Stelle. Es gab ein paar Knobelaufgaben in Sachen internationaler Verkehrskunde, eine Logikaufgabe und vieles mehr. Die Schilder und Startnummern müssen an dem Fahrzeug angebracht werden. Die Profis haben da tolle Tricks und Hilfsmittel, ich habe klassisch Kabelbinder verwendet. Die Startnummer 40 kommt auf das Auto, der Start erfolgt um 9 Uhr plus Startnummer. Also um 9 Uhr 40.
Nele hat das Roadbook fest in der Hand, die Kinder spähen nach stillen Wächtern und werden an der ersten echten Kreuzung auch schon fündig. Es geht den Rochusberg hinab in Richtung Gau-Algesheim. Dort an dem Kreisverkehr bei der Rheinwelle dann die erste Knobelaufgabe unterwegs. Auf dem Ring sind jede Menge Jahreszahlen. Mein „Hirn“ löst die Aufgabe und wir sind schnell wieder unterwegs.
Keine 400m weiter kommt die erste Sonderprüfung. „Fahren sie genau 60 cm vorwärts.“ Gesagt, getan. 90cm … naja. Und weiter geht es mit Aufgaben in Gau-Algesheim, Appenheim, Nieder-Hilbersheim, Engelstadt, Bubenheim, Schwabenheim, Stadecken-Elsheim, Essenheim, Ober-Olm, Klein-Winternheim …. und so weiter. Das Wetter ist toll, wir lernen unsere eigene Heimat besser kennen. In Wolfsheim wird es dann plötzlich für viele Teilnehmer anstrengend, denn wir verlassen die Strasse. Für einen G noch keine artgerechte Haltung, aber der eine oder andere sehr tiefe und alte Sportwagen hatte doch echte Probleme. Wir fahren über Feldwege und Schotterpisten in die Weinberge. Dort lösen die Beifahrer ein geometrisches Rätsel und die Fahrer lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen.
Über ein paar weitere sehr schöne rheinhessische Ortschaften kommen wir nach Bad Kreuznach und machen im Weingut Espenschied Mittagspause. Die erste Bordkarte wird hier schon eingesammelt und wir erhalten die Bordkarte für den 2. Teil. Bei Erbsensuppe mit Würstchen tauschen wir uns schon über Ergebnisse und Erlebtes aus. Der Fuhrpark vor dem Weingut ist beachtlich. (Anm. Nächstes Mal muss ich mehr Fotos machen.)
Gestärkt geht es in die Schlussetappe, das Ziel ist bekannt, denn es ist wieder in Bingen, aber der Weg soll noch einige Aufgaben aufzeigen. Dennoch sind wir schnell am Ziel und treffen den ganzen Tross in Bingen am Rhein. Zum Abschluss gibt es noch eine kleine Tour durch die Stadt, das Winzerfest tobt. Der Zielbogen befindet sich in der Innenstadt mitten in der Fussgängerzone. Es ist viel Publikum da und schaut sich die Wagen an. Jedes Fahrzeug und Team wird vorgestellt. Der Kommentar des Moderators zum G: „Und ein Fahrzeug wie direkt aus dem Krieg.“. Applaus.
Wir parken den G im Parc fermé ein paar Strassen weiter und gehen erst noch mal mit den Kindern über den Rummelplatz. Autoscooter, Riesenrad, Pfeile werfen … zurück zum Zielbogen, um weitere Fahrzeuge und die gleich anschliessende Siegerehrung zu sehen. Die Stimmung auf dem Bürgermeister-Neff-Platz ist grandios. Frank Zimmermann, der Sportwart des MSC Bingen, führt durch den Abend und die Siegerehrungen. Erst werden alle Rätsel aufgelöst und das eine oder andere Mal haut man sich an die Stirn. Surprise, Surprise … in der Klasse von 1973 bis 1982 macht ein Fahrzeug wie „direkt aus dem Krieg“ den 1. Platz. Immerhin noch 9. in der Gesamtwertung. Für das erste Mal keine schlechte Ausbeute. Fahrer und Beifahrer bekommen einen Pokal. Der G ist nun ein Siegerwagen. Jetzt kann ich ihn doch erst recht nicht mehr verkaufen, wenn der blaue G endlich wieder da ist …
Der Virus ist aktiv. Alle fanden den Tag toll und wollen mehr davon. Mehr konnte ich nicht erwarten. Die Veranstaltung war grandios organisiert. Wir sind nächstes Jahr bestimmt wieder dabei. Die Zündung wurde im Laufe des Tages immer schlimmer und ich war froh, dass wir noch nach Hause gekommen sind. Der Entschluss, auf eine kontaktlose Zündung umzubauen, war schon kurz nach dem Start gefallen. Dazu später mehr im Bereich G-Schraubt.