Angekommen

Kilometerzaehler

Am Freitag den 1. August 2014 ist es soweit. Ich habe schon nach einem halben Tag im Büro ein schönes Wochenende gewünscht und eile nach Hause. Dort warten mein Sohn und sein Opa schon auf mich. Alle „brennen“ darauf endlich den Weg nach Gotha anzutreten. Ich hatte Montag zuvor den Wagen schon angemeldet und die Schilder per Paketdienst voraus geschickt.

Ausserdem habe ich am Donnertag eine grosse Blechkiste im Baumarkt besorgt und einen Verbandskasten, ein Warndreieck und vier Warnwesten darin deponiert. Irgendwo muss das Zeug ja hin und in meiner Erinnerung gab es keine Klappen und Staufächer wie das in den heutigen Autos üblich wäre. Die Kiste bekommt unten ein paar Gummifüsse und oben einen Aufkleber mit dem Hinweis, dass sich hier der Verbandskasten befindet. Weil ich es ziemlich cool finde, dass man für schlappe 2,95 EUR einen eigenen Schriftzug als Aufkleber bekommen kann, kommt gleich noch ein Hinweis, zu welchem Auto diese Kiste gehört, dazu. Lediglich die Farbe der Box ist ein wenig … grenzwertig. Aber Knallrot fällt auf, also erfüllt sie ihren Zweck. Wenn ich noch ein original Bordwerkzeug Set finde, soll es ebenfalls in die Kiste und wenn dann noch Platz ist, kommt noch ein Abschleppseil dazu.

KISTE

Nun ja, auch so war die Kiste jetzt schon nicht mehr federleicht und ein wenig sperrig, aber wir fahren ja nur mit drei Zügen und das sollte doch kein Problem sein. Auch wenn einige Wasserflaschen und etwas Wegzehrung ihren Platz darin fanden.

Die Tickets hatte ich schon lange gebucht und so fuhren wir zu dritt mit der Deutschen Bahn von Gau-Algesheim nach Gotha. Ich muss gestehen, nicht der Bahnprofi zu sein. Ich fliege lieber und Bahn fahren ist mir immer ein wenig ein Graus. So habe ich für die Fahrt von Gau-Algesheim nach Mainz (1. Zwischenstation) nicht nachgesehen von welchem Gleis der Zug abgeht. Bei drei Gleisen ist das alles auch recht übersichtlich. Nun, auf Gleis 3. steht was von Richtung Mainz, also bewegen wir uns dort hin, ein wenig beeilt, denn wir sind knapp dran.

Während wir so da stehen, kommt auf Gleis 1 der Zug nach Mainz, den wir hätten nehmen sollen. Ein IC, der den nächsten Halt in Mainz hat. Eine Minute später kommt die Regionalbahn nach Mainz auf Gleis 3. Der hält an jedem Briefkasten und braucht knapp 10 Minuten länger als der von Gleis 1. Der Anschlusszug nach Frankfurt fährt aber nach Plan 7 Minuten nach des Eintreffen des ICs von Gleis 1. Kurzum … die Reise beginnt mit ein wenig Stress. Sohnemann den Tränen nah, Opa entspannt und Papa sauer auf sich selbst, weil er nicht vorher nachgesehen hat. An jedem Bahnhof an dem wir halten, mag man laut die Leute zur Eile ermahnen.

Die Regionalbahn ist zwei Minuten zu früh und der Zug nach Frankfurt zwei Minuten zu spät. Wir eilen auf dem Mainzer Hauptbahnhof von Gleis 4 auf Gleis 5 und können direkt einsteigen. Am Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens steht auch schon der ICE nach Leipzig, der uns bis nach Gotha bringt. Ich komme mit den Wagennummern und dem Wagenstandsanzeiger nicht zurecht. Oder aber der stand an dem Tag anders als auf dem Plan. Jedenfalls sind das zwei ICEs aneinander gekoppelt und wir steigen ganz hinten ein, weil es nach Plan so sein soll.

Im Zug ist dann aber schnell klar, dass unsere Plätze am anderen Ende des Zuges sind. Weil mein Sohn aber panische Angst hat, dass der Zug ohne uns abfahren könnte, gehen wir den kompletten Zug, mit der Kiste im Arm, von hinten bis zur Ankopplung des weiteren Zuges, unter Protest kurz raus und wieder rein und dann weiter bis zum Anfang des Zuges, wo unser Abteil ist. Nass und leicht gereizt setzen wir uns und schon nach wenigen Minuten geht es los.

Mal abgesehen davon, dass man im Zug wirklich nur selten Empfang mit dem Mobiltelefon hat und Surfen oder Mail lesen nur sporadisch gehen (der Hotspot ist auch nicht zuverlässig), verlief die weitere Zugfahrt vollkommen entspannt und nach knappen 2 Stunden steigen wir in Gotha aus.

Zur GFG sind es nur wenige hundert Meter die Strasse runter und dann links. Noch immer mit der Kiste im Arm (die auch durch den Verbrauch von Wasserflaschen und Wegzehrung nicht merklich leichter wurde) erreichen wir unser Ziel gegen 16 Uhr.

Der G lacht uns schon von weitem an. Strahlt in lapisblau Metallic und sieht auf den ersten und zweiten Blick gut aus. Wir treffen den GF der GFG und bekommen die Schlüssel.

Ferospektion

Der Blick auf den Kilometerstandanzeiger sagt 45851 Km. Legen wir noch 100000 drauf und dann wird das stimmen. Wir klettern rein, drunter, drauf und inspizieren den G von allen Seiten. Die BBS Felgen sind drauf, das Verdeck sieht noch ganz gut aus, die Sitze sind toll geworden. Es gibt hinten zwei Beckengurte. Die Kupplung ist dran. Der Motor springt auf Anhieb an. Alles sieht gut aus, bis auf den Lack.

Bei näherer Betrachtung fallen mir als erstes einige grosse Nasen auf der Motorhaube und an der hinteren rechten Flanke auf. Unschön. Dann sehe ich an den Türbändern, daß dort nicht sauber gearbeitet wurde und wenn die Fahrertür ganz geöffnet wird, schabt sich ein Stückchen Lack an der Tür ab. Sehr unschön. Kollege Wiesel, nicht minder sauer, möchte den Wagen am liebsten direkt zum Lackierer zurück bringen, aber ich will ihn jetzt mitnehmen. Ergo vereinbaren wir, dass ich ein anderes Türband geschickt bekomme und ich nehme den Farbrest mit. Gegenüber meiner Arbeitsstelle ist ein Lackierer und Karosseriebauer, der wird mir das richten. So der Plan.

Wir suchen und finden nicht den Hebel zum Öffnen des Verdecks, der mal im Handschuhfach des 280GE lag. Daniel wird ihn mit dem Türband nachsenden. Die Karosse des 280GE steht schon auf dem Platz zur Abfahrt zum Altmetall und der Rahmen nebst Motor und Kleinteile erfreuen sich eines trockenem Plätzchens in der Halle.

Nicht zuletzt wegen der erheblichen Mehrarbeiten („3 Wochen geschweisst“) entschliesse ich mich die Reste des 280GE zu einem kleinen Preis an die GFG zu verkaufen. Ich habe keine weitere Verwendung dafür und auch keine Lust mich selbst um den Verkauf der Teile zu kümmern. Ich denke mein Angebot war gut, denn wir werden uns ohne Handeln sofort einig.

Kurz und knackig entern wir den G und los geht’s, zur Tankstelle. 96l sollen in den neuen Tank aus Kunststoff passen. Die Tanknadel ist von Reserve noch entfernt und ein Licht ist auch nicht an. Ich tanke voll und denke mir auch nichts dabei, dass knapp 91l Super in den G laufen. Erst als ich noch Ventilreiniger hole und vom bezahlen zurück komme, sehe ich das Problem deutlich. Der G steht in einer grossen Pfütze Super 95.

Mein erster Gedanke, der Tank leckt. Der Tankstellenbetreiber bleibt entspannt, die Umwelt habe ich leider ein wenig angestrengt, aber passiert ist dann zum Glück weiter nichts. Es lief auch nichts weiter nach. Aber dennoch, ich rufe natürlich gleich an, denn wenn der Tank leckt, kann ich damit nicht fahren. Die Kenner werden die Pointe schon erahnen … natürlich ist der Tank nicht undicht, sondern ich habe immer fleissig weiter getankt und dabei wiederholt die Abschaltung der Zapfpistole überschrieben. Damit läuft dann freundlich das Benzin über den Überlauf raus. Anfängerfehler. Nach kurzem Check bei der GFG, ob es das auch wirklich war, treten wir ein weiteres Mal den Weg zurück nach Appenheim an. Noch schnell ein Gruppenfoto und schon geht es los.

Abholung GFG in Gotha
Abholung GFG in Gotha

Ich bin überrascht wie gut der Wagen unten herum von der Stelle kommt. Auch wenn die ersten drei Gänge schon bei 50 km/h nicht mehr gebraucht werden, kommt einem der 4 Gang wie eine kleine Automatik vor. Die Bremsen meines W212 gewohnt, muss ich mich hier umstellen. Man muss schon ordentlich Kraft aufwenden und es dauert auch einiges länger bis die knapp 2t verzögern. Er fährt sich aber dennoch sehr ordentlich.

Kaum auf der Autobahn angekommen probieren wir bei dann bei warmen Motor mal aus welche Geschwindigkeit denn für die Reise opportun ist. Wo sich also die Kurven des Lärmpegels und der Geschwindigkeit so überschneiden, dass es für alle Insassen erträglich ist. Wir kommen auf knapp 95 km/h. Wobei ab 80 km/h die Verdeckleiste auf dem Scheibenrahmen fürchterlich anfängt zu quietschen. Mit ein wenig Druck auf die Leiste von innen, und im Anschluss mit einem kleinen gefaltetem Papierchen zwischen der Leiste und Scheibenrahmen, hört man nur noch das Verdeck schlagen und den Motor brummen. So soll es sein, der Sonne entgegen. Wir brauchen knapp 4h bis wir glücklich und müde in Appenheim ankommen.

Aus 8 mach 3 und ein E fallen lassen

September 2013 und es kommt Land in Sicht. Nach nun mehr 14 Monaten, nach denen ich den 280GE gekauft hatte, schien es Hoffnung auf ein Happy End zu geben. Ich hatte ein langes Telefonat mit dem Geschäftsführer der GFG und sendete anschliessend eine noch längere eMail mit den Erkenntnissen die bis dahin vorlagen. Es wurden doch von Tag zu Tag mehr, denn Herrmanns hatte ihn schon teilweise zerlegt und schaurige Sachen gefunden.

Aus der Ferne kamen wir schon zu der Erkenntnis, dass es unter Umständen eine Lösung innerhalb des Budgets gibt, wenn man keinen Neuwagen erwartet. Den erwartete ich nicht, wollte ich ja nicht damit auf irgendwelchen Wettbewerben für den am originalsten und vollständigsten Mercedes G antreten. Meine Anforderungen an die Arbeit fasste ich im Schlusssatz meiner Mail zusammen und ich denke damit ist klar wo die Reise hingeht.

„Mein Ziel ist es ein H-Kennzeichen zu bekommen und einen Wagen zu haben den man auch im Alltag bewegen kann. Ich will kein Auto mit dem ich an Schönheits-Wettbewerben teilnehmen kann, es soll aber ein ziviler W460 bleiben. Er muss sicher sein und ich will nicht alle 3-4 Jahre mit Blecharbeiten konfrontiert werden. Der Wagen wird nur zum “Spass” bewegt und dient als Drittwagen oder wenn die Wetterverhältnisse wirklich einen Allrad erfordern sollten.“

Der G-Agent aus Gotha war mir auf Anhieb sympathisch und wir vereinbarten, dass der G aus dem Schwabenland per Anhänger nach Thüringen kommt. Das passierte dann auch direkt Anfang Oktober.

Nach dem Eintreffen des 280GE in Gotha gab es dann, ob des sehr schlechten Zustandes, erst einmal einen Dämpfer. Das Budget war schnell wieder erreicht, leider ohne Zieldurchfahrt. Eine Chance gab es aber noch. Wenn man einen kurzen G Cabrio mit einer einigermassen intakten Karosse findet, zu einem annehmbaren Preis, dann kann es funktionieren.

Am 07. November erreichte mich dann die Nachricht, dass er einen Spender gefunden und gekauft hat. Einen roten 230G …

Spender

Dann war erst mal eine Weile arbeitsame Funkstille. Anfang 2014 vereinbarten wir einen Termin für Rosenmontag in Gotha zur Besichtigung der Baustelle und um dem Projekt ein wenig Schwung zu verleihen.

Angekommen, hat mich die GFG mit den laufenden Projekten in der Werkstatt und dem Bestand in der „Halle“ beeindruckt. Ich fühle mich gut aufgehoben.

Auf dem Weg durch das Lager zu meinem 280GE, eröffnet mir der Kollege, dass er den gekauften 230G nun doch nicht als Spender verwenden möchte. Die Gründe sind schnell erklärt und nachvollziehbar. Baujahr 1979, EZ 02.01.1980. Rahmen, Motor und Getriebe sind noch original. „Matching Numbers“ nennt man das wohl. Der 230G ist einfach zu Schade um als Spender zu enden. (FIN WDB46021017001336)

In seiner Aussage impliziert war eindeutig die Aufforderung zu einer Entscheidung an mich adressiert. War ich willig von dem „Topmodell“ des W460 auf das kleinste und älteste Benziner Modell zu wechseln? Der 2 Zylinder und 66 PS weiter weg ist, von den erhofften 8 Zylindern und 1000 PS, als der 280GE . Dennoch war meine Entscheidung schnell gefällt. Wir drehen Empfänger und Spender um. So wurde der 280GE zum Spender und der 230G zum Empfänger. Das Projekt wird umbenannt.

Wir trennten uns mit dem Ziel noch diese Woche ein verbindliches Angebot auf dem Tisch zu haben. Am darauf folgenden Mittwoch kam per eMail das Angebot und es war sogar noch (Tusch!) knapp unter dem Budget. Enthalten sind:

  • ein GFG(A) 230G Cabrio
  • Demontage der Fahrzeuge und Vorbereitung (entfernen Rost ggf. Schweißen) zur Lackierung
  • Lackierung in Wunschfarbe der Karosse
  • Montage des Fahrzeuges
  • Umsetzen der AHK mit Elektrik
  • Sitze mit groß Karo neu beziehen (Sitzfläche)
  • Hohlraumkonservierung Mike Sander ́s
  • Bremsleitungen ern.
  • Krafstoffleitungen ern. mit Pumpen
  • Fahrzeug umbauen für klapp. Verdeck
  • alle Öle und Flüssigkeiten mit Filtern wechseln
  • Achsen abschmieren

Der Auftrag wird umgehend erteilt und wir einigen uns auf eine Fertigstellung im Juni/Juli 2014. Der 280GE spendet das Gestühl, das Faltverdeck und den Doppelkupplungsblock. Ausserdem alles was sonst noch brauchbar/besser ist als beim 230er. Die WARN Winde und den Bullenfänger verrechnen wir gleich, ich will sie nicht mehr am Auto haben. Auch das Hardtop des 230G brauche ich nicht und stelle es der GFG zur freien Verfügung.

Die Vorfreude wächst und es geht auch recht schnell los. Ende März sind beide Gs schon teilweise zerlegt.

Chassis 280GE
280GE Karosse
230G Partial
Teilzerlegter 230G

Aber jetzt kommt auch hier eine Hiobs Botschaft. Das Blech des 230G ist doch nicht so gut wie es schien. Unter der Farbe kommt Spachtel statt Metall zum Vorschein. Die GFG steht jedoch zum Angebot. Nach Aussage des GF wurde einiges an Arbeitszeit („drei Wochen geschweisst“) investiert um die Karosserie in Schuss zu bringen.

Keine 8 Wochen später kamen schon neue Meldungen, der Lackierer hat sein Werk vollbracht und aus dem Rot ein Lapisblau metallic gemacht. Ja, die Farbe gab es 79 nicht, aber das Weizengelb geht leider gar nicht an meinem Auto. Ein Klappverdeck gab es 79 auch noch nicht, und es wird trotzdem umgebaut. (Siehe Ziel weiter oben im Text.)

230 new Paint
230G Lapisblau metallic
230G new Paint
230G Lapisblau metallic

Man sieht, der Rahmen wurde hier nicht von der Karosserie getrennt. Ein Zugeständnis an das Budget. Ich hoffe ich werde es nicht bereuen. Zwei Wochen später sieht er schon wieder wie ein G aus.

Die Felgen des 230er gefallen mir nicht und ich komme auch noch auf die Idee, dass der originale Tank und der Auspuff gleich zu ersetzen sind, wenn wir schon dabei sind. Damit kommen wir dann zwar knapp über das Budget, aber ganz so scharf habe ich die Abgrenzung so oder so nicht gesehen.

230G in Arbeit
230G in Arbeit
230G in Arbeit
230G in Arbeit

Am 15. Juli, also in der Zeit und fast im Budget, kommt er zum TüV, leider auch noch mal kurz zum Lackierer. Anschliessend noch eine Hohlraumkonservierung und dann ist der G (bis auf die Felgen) zur Abholung bereit. Die Papiere kommen per Post, der Wagen wird angemeldet.

230G fast fertig
230G fast fertig
230G fast fertig
230G fast fertig

Wir machen einen Termin für den 01. August. Es soll ein Familienausflug werden. Opa, Papa und Sohn wollen mit dem Zug anreisen. Das wird ein Spass …

Phase 2 – Irrfahrten und andere Wege zum Ziel

280GE Rost

Der Frust sitzt tief. Da hatte ich mich informiert. Hatte das Web durchforstet und war mittlerweile auch in einem Forum unterwegs, obwohl ich nicht der Foren-Typ bin. Die Vorstellung bei Gleichgesinnten und die Reaktionen gaben mir aber auch wieder ein wenig Hoffnung.

Wie wahrscheinlich viele, die den Virus „G“ haben, habe auch ich die Kabel 1 Sendung zur Restaurierung eines 79er Bundesgrenzschutz G’s gesehen. Viele haben das Buch von Jörg Sand im Regal und/oder sich dem offiziellen Mercedes-Benz Geländewagen Club angeschlossen. Auch ich habe das alles gemacht.

Man liest viel und sieht Werbung in Zeitungen und im Netz, aber irgendwie habe ich mich an ORC und ähnliche Kaliber nicht herangetraut, denn der Nimbus des unbezahlbaren schwebte über den Namen. Ob berechtigt, oder unberechtigt weiss ich nicht, da ich es nie ausprobiert habe.

Über das 4×4-Forum erhielt ich dann eine Private Mail mit der Empfehlung mich doch mal mit der Firma GFG in Gotha zu unterhalten. Die seien auf G Modelle spezialisiert. Der Tippgeber machte auch gleich eine kleine Rechnung auf und meinte, dass alles nicht so schlimm werden wird. Einen Motor da, ein Getriebe hier, könnte man alles für kleines Geld besorgen. Die Website sah auch nicht schlecht aus, über Mobile.de verkaufte die GFG auch eine Menge G’s. Also schrieb ich an die Info@ Adresse eine freundliche Mail mit den Zielvorstellungen und den Unwägbarkeiten die auf dem Weg lagen. Jedenfalls von denen, deren Kenntnis ich schon erlangt hatte. Es vergingen 14 Tage ohne Antwort.

Ein Nachbar, selber BMW und Porsche Fahrer, empfahl mir dann eine Firma mit der er selber gute Erfahrungen gemacht hatte. Seine Frau fährt nämlich einen W211 mit 4matic und der Allrad war im Eimer. MB wollte das Getriebe tauschen und Herrmanns hat es schlicht repariert. Also habe ich kurzerhand bei Herrmanns angerufen und im Anschluss eine Mail geschickt. Es gingen einige eMails mit Bildern hin und her und einen Monat (August 2012) später kam der G auf den Hänger.

goHERRMANNS
Abholung Herrmanns

Mit einem konkreten Angebot war es dann aber doch viel schwieriger als erwartet. Herrmanns ist auf Mercedes-Benz Fahrzeuge spezialisiert, aber nicht nur auf den G. Wenn sie auch schon G-Modelle repariert, umgebaut und restauriert haben. Dennoch so ein echtes verbindliches Angebot hatte ich nicht erhalten. Auch nicht nach drei Monaten, auch nicht nach 6. Telefonisch und auch per Mail wurden immer mal wieder Preise genannt, aber verbindlich war das alles nicht. Ausserdem waren unsere Vorstellungen nicht in Deckung zu bringen. Die Kollegen aus Schwaben machen es „richtig“, oder aber lieber nicht. Der zu investierende Betrag lag mittlerweile bei knappen 42000 EUR mal mit und mal ohne Mehrwertsteuer. Ich hatte mir zum Selbstschutz zwischenzeitlich ein Budget von 25000 EUR mit Mehrwertsteuer gesetzt. Da klaffte eine Lücke.

Ich hatte in der Zeit der Verhandlungen auch Kontakt mit, für mich, einigen Größen der G-Gemeinde wie Herrn Dr. Hehl, Herrn Lehmann, Herrn Wahle vom G-Club. Der Tenor war eigentlich überall gleich … rationell betrachtet sind mehr oder weniger alle bei der Empfehlung meines „Meisters“ bei Mercedes Benz … verschrotten bzw. mit Verlust an jemanden verkaufen der ihn selbst herrichten kann und will.

Am 04.06.2013 besuchte ich dann die Firma Herrmanns in der Nähe von Stuttgart das erste Mal persönlich. Etwas was ich tatsächlich schon lange hätte machen sollen. Ich sprach mit dem Meister, ich sprach mit dem Inhaber. Beide gaben mir zu verstehen, dass man es nicht richtig und günstig machen kann. Einen unbekannten Austauschmotor zu kaufen sei Lotto und die Karosse nebst Rahmen bedürften einiger Künste des Karosseriehandwerkes. Welche sie ebenfalls einkaufen müssen. Der Motor wäre nur vollständig zu überholen, das Getriebe ebenfalls.

Zu diesem Zeitpunkt war ich felsenfest davon überzeugt, dass es etwas dazwischen geben musste. Also insistierte ich darauf und wir trennten uns mit der Vorgabe, den G mal teilweise zu zerlegen, damit wir zu einem verbindlichen Angebot kommen. Das passierte dann auch sehr schnell und es war klar, unsere Vorstellungen waren nicht in Deckung zu bringen. Mit ein wenig Abstand muss ich an der Stelle klarstellen, dass ich die Haltung der Fa. Herrmanns bewundere und auch für absolut korrekt halte. Hier werden keine Versprechungen gemacht. Qualität, oder Verzicht auf den Auftrag. Eine Linie die ich sehr zu schätzen weiss und weshalb ich dieses Unternehmen uneingeschränkt empfehlen kann. Vielleicht, aber nur vielleicht, wäre es doch eine Abkürzung zum Ziel gewesen.

Dennoch hatte ich mir mit dem Budget selbst klare Grenzen gesetzt und wollte, zu dem Zeitpunkt, auch nicht davon abweichen. Ein wenig stur versuchte ich noch einige andere freie Werkstätten, bzw. auch einen Karosseriebauer um die Ecke, der mir aber ähnliche Preise nannte. Da Aufgeben nicht in Frage kam, habe ich täglich bei Mobile.de die neuesten Angebote rund um den G gecheckt und traf immer wieder auf das Unternehmen GFG in Gotha. Ich nahm also ein 2. Mal Anlauf und kam diesmal bekam ich eine Antwort!

Nach dem Kauf, die Odyssee beginnt

Stossdämpferaufnahme

Auf dem Weg von Heidelberg nach Appenheim gab es eigentlich keine besonderen Vorkommnisse. Der Wagen lief problemlos, lediglich in den ersten zwei Gängen machte ein leichtes Rasseln auf sich aufmerksam. Das hatte ich am Tage der Probefahrt nicht gehört.

Um nun ein genaues Bild des Wagens zu bekommen bin ich zur MB Niederlassung meines Vertrauens gefahren und habe den Wagen vorgeführt. Dieser betrug sich nach der ersten Nacht gar nicht mehr so fein, und wollte eigentlich nicht anspringen. Als er es dann dennoch tat, gab er das eine oder andere Rauch- und Knallzeichen in Form von Fehlzündungen von sich.

Ich hatte es dennoch bis in die Werkstatt geschafft und lebte noch immer in der Hoffnung, dass es alles nicht so schlimm werden wird.

Schon die Dialogannahme wurde zur Show. Der „Meister“ meines Vertrauens schaffte es mit einigen Fehlzündungen den Wagen in die Annahmehalle zu bringen. Als der Motor dann mal aus war, ging er auch nicht mehr an. Die Halle leicht eingenebelt, einige Kollegen in voller Deckung, in Erwartung des Erscheinens der Artillerie.

Scheibenwischer gehen nicht. Bremsleistung mangelhaft. Stossdämpfer mangelhaft. Der DOT Code der Reifen nicht mehr zu entziffern, weil anders codiert als heute. Wir heben hoch. Stossdämpferaufnahmen hinten durch. Schweller, Türen, Spritzwand, Radläufe, Kotflügel, Unterboden, Heck, Scheibenrahmen…

Der Wagen geht in die Technik, ich nehme ein Taxi ins Büro. Später kommt dann der Anruf. Das Rasseln ist das Ausgangslager des Getriebes zur Hinterachse. Motor, auf 5 Zylindern 9 bar, auf dem 6. nur noch 7. (sollen auf allen 12 sein), die Nockenwelle eingelaufen. Vorderachse korrodiert, beide Radlager der Hinterachse sind defekt. Lenkungsdämpfer, Brems- und Kraftstoffleitungen, Tank, Krümmer gerissen. Der Rest des Auspuff im Eimer. Die Tankentlüftung defekt.

Wer sich dann jetzt noch mal kurz den Text der Anzeige zu Gemüte führt …

Die ehrliche Empfehlung – verschrotten, oder es wird teuer. Damit war ich dann erstmal wirklich bedient. Allerdings bin ich nicht dafür bekannt schnell aufzugeben. Ich dachte also, dass die MB NL für mein normales Auto mit Sicherheit die beste Wahl ist, aber mit einem solchen Projekt doch sehr wahrscheinlich nichts anfangen kann, bzw. ich es nicht bezahlen will. Ich bin also auf die Suche nach einer Alternative. Wir haben Juli 2012, ich gebe jetzt einfach nicht auf.

Mercedes-Benz GE 280 Cabrio, H-Kennz., Warn 8274, TÜV

280GE

so lautete die Headline der Anzeige die ich im Juni 2012 fand. Genau was ich haben wollte! Weiter ging die Fahrzeugbeschreibung mit:

„Fahrzeug ist dem Alter entsprechend in einem sehr selten zu findenden Zustand und kann 08/2013 mit H-Kennzeichen zugelassen werden. Unterboden, Rahmen und Achsen, sehr gut! An der Karosserie wurden Roststellen schon mal behandelt. Technik, wie Allrad, Getriebe, Sperren etc. arbeiten einwandfrei. Sehr gute Bereifung 31×10,5R15 auf orig. BBS Alufelgen. Nächster TÜV bzw. Abnahme für H-Kennzeichen ohne Bedenken! Seilwinde Warn 8274 voll funktionstüchtig und eingetragen! Hinten Zugmaul- und Kugelkopfkupplung, FZG springt sauber an und läuft mit ca. 15-17 Liter/100 KM! Das Cabriodach und dessen Scheiben ohne Risse oder sonstiges! Es handelt sich um ein ehrliches unverbasteltes G-Modell mit unverwüstlichem 280er 6-Zylinder Motor im Originalzustand. Künftig mit H-Kennzeichen ein Klassiker!“

Anzeige Juni 2012 280GE
Die mobile.de Anzeige des 280GE Cabrio

Blau-Metallic. 245000Km 5 Gang Schaltgetriebe. 9500 EUR bei der Beschreibung. Da musste ich anrufen. Der nette Herr am anderen Ende der Leitung erzählte mir dann, dass seine Frau KFZ-Meisterin sei und sie beide als Hobby G’s restaurieren. Der angebotene 280er wäre als nächstes Projekt dran gekommen, aber nun sei seine Frau schwanger und deshalb käme das erstmal nicht mehr in Frage.

Damit war ich dann endgültig angefixt. Eine KFZ Meisterin wird sich keinen Mist kaufen. Wir machten einen Termin. Der Wagen stand beim Arbeitgeber der Frau, einer Renault Werkstatt in der Nähe von Heidelberg.

Wie er dort stand … gar nicht schlecht. Ich hatte natürlich alle Websites und Literatur gelesen um zu wissen wohin man gucken musste. Und das machte ich dann auch.

Oh welch ein Leid … der Wagen war weich. Überall! Die Türen, die Schweller, das Heck, die Kotflügel wohin man schaute Rost. Auch die Stossdämpferaufnahmen am Rahmen hinten waren fertig. Enttäuscht von dem Zustand, war ich aber nach 2 Jahren der Suche in einem Zustand in dem das rationale Denken irgendwie beeinträchtigt war. Ich machte eine Probefahrt.

Der Motor sprang wirklich sofort an. Nahm ordentlich Gas an. Auf den ersten Blick also dort keine Probleme. Wir fuhren vom Hof und drehten eine Runde. Das war dann schon ein Spass. Er zog gut durch, war ein wenig schwammig, was ich aber erstmal auf die groben Stollenreifen schob.

Auf dem Weg kam auch mal der Allrad rein. Als ich dann umdrehen wollte und der Allrad noch drinnen war, war anfahren mit eingeschlagenem Lenkrad nicht möglich. Ich hatte glatt vergessen, dass mit dem Allrad die „Mitte“ schon gesperrt war. Es gab eine laute Fehlzündung und dann war der Motor aus. Okay, Allrad raus, Schlüssel umgedreht und alles war wieder gut.

Wir kamen also zurück und ich diskutiere den Preis. Ganz ehrlich, ein 280er Cabrio war ja nun schwer zu finden und das bisschen Blech kann so teuer nicht werden, dachte ich. Also war ich gewillt diesen G als Basis für eine Restauration zu erwerben. Wir wurden uns bei 8500 EUR einig. Ich zahlte BAR und holte das Auto eine Woche später bei dem Renault Händler ab. In der Woche hatte ich ihn zugelassen und überführte ihn also so auf eigener Achse.

280GE Abholen 1
Abholung #1
280GE Abholen 2
Abholung #2

Wie sehr man sich doch, auch wenn man glaubt gut informiert zu sein, irren kann und wie sehr man sich doch auch verschätzen kann was ein „bisschen“ Blech kosten soll, sollte ich noch nicht ahnen. Man darf auch auf keinen Fall die „kriminelle“ Energie unserer Mitmenschen unterschätzen, und muss wenigstens auf ein wenig Betrug eingestellt sein. Nun, das hätte mich schon nach dem ersten Vergleich mit der Anzeige und dem realen Bild abschrecken müssen, nur wie war das mit der Beeinträchtigung des rationalen Denkens noch Mal?

„Warum ein G“ oder „Wie ich auf den G kam“

Kilometerzaehler

Von Kindesbeinen an, war alles mit Motor was auf vier bzw. zwei Rädern fuhr, schwamm oder flog ein fester Bestandteil meiner Gedankenwelt. Vor ca. 5 Jahren erreichte der Wunsch nach einem „Spielzeug“ ein Niveau welches nicht mehr zu ignorieren war.

Die Parameter des Spielzeuges … Offen und vier Sitze, damit die ganze Familie mit kann. Historisch, damit wir auch an Oldtimer Rallyes, Ausfahrten und Treffen teilnehmen könnten. Eigentlich hatte ich noch V8 und 1000 PS auf dem Wunschzettel, aber ich merkte schnell, dass irgendwo auch Kompromisse nötig sind.

Leider schieden bei diesen Parametern einige der „Klassiker“ aus. Ein alter SL zum Beispiel hätte mir gefallen. Auch ein offener 911, am besten mit „meinem“ Baujahr. Oder ein Alfa Spider. oder, oder, oder … Aber alles ohne vier Sitze. Plötzlich merkt man doch, dass offene 4 Sitzer nicht so oft vorkommen. Ein W111 wäre schön, aber unbezahlbar. So ging das immer weiter, entweder sehr teuer, oder nicht mein Fall. Ich wollte auch keinen VW Golf haben. Ein offener W124 war mir auch zu langweilig.

Eine schöne Erinnerung an die eigene Jugend war die Antwort. Ein offener 300GD war in der Zeit recht präsent. Er gehörte den Eltern eines sehr guten Freundes, welche auf einer Burg ein Restaurant betrieben.

Die Burg steht auf einem Berg, inmitten eines Waldes. Der Weg dorthin ist steil und im Winter nicht geräumt. Einer der Gründe warum der G hier eine perfekte Wahl war. Wie das mit den „Jungs“ so ist, hatten wir mit dem Wagen viel Spass, sowohl auf und abseits des Asphalts.

Es ist verjährt, deshalb kann man es wohl schreiben. 1990, als wir mal wieder Fussball Weltmeister wurden, fuhren wir mir den G nachts offen durch die Stadt … in meiner Erinnerung waren 10 und mehr Leute im Auto und grölten, hupten und feierten. Ein Ereignis das man sein Leben nicht mehr vergisst (die WM) und auch nicht die Umstände mit denen man es erlebt hat.

Eine weitere schöne Erinnerung war dann eine Fahrt mit vier Jungs in die Sommerferien nach Süd-Frankreich. Die Fahrt hat eine kleine Ewigkeit gedauert, aber wir hatten vor allem auch viel Spass. Der G war immer dabei.

Sehr weit entfernt von 1000PS! Einen V8 gab es zu der Zeit im Serien G-Modell auch nicht. Also machte ich mich auf die Suche nach einem zivilen offenen 280GE der bald ein H Kennzeichen bekommen könnte oder schon eines hat. Das war 2010.

Leider musste ich schnell feststellen, dass die G’s nicht sehr weit verbreitet sind und Autos mit historischer Zulassung eher Seltenheitswert hatten. Für mich kam erschreckend hinzu, dass die angebotenen Wagen oft weit entfernt vom dem waren, wie sie mal ausgeliefert wurden, oder sich in einem Zustand befanden, den man als „Schrott“ bezeichnen muss.

Es mag daran liegen, dass ein G nicht nur wie ein Nutzfahrzeug aufgebaut ist, sondern auch wie ein solches behandelt wird und wurde. In einem entsprechendem Zustand befinden sich die Autos dann auch nach 20 Jahren Dienst im Wald, auf dem Feld, bei der Feuerwehr, dem Bundesgrenzschutz oder als Lastesel vor grossen Anhängern mit Pferden und Booten. Da nur „Mittel zum Zweck“ scheint die Pflege oft nicht wichtig gewesen zu sein.

Eine Militär Version des G, also den Wolf, wollte ich auch nicht haben. Die Klappscheibe find ich doof. Die Militär G’s haben zum allergrößten Teil den 240er Diesel. „Historisch“ ist das dann auch nicht, wenn man den vollständig umbaut und am Ende kein Wolf sondern ein anderes Auto auf dem Hof steht. Auch wenn die historische Authentizität nicht im Vordergrund steht, sollte der Wagen doch wenigstens in die Richtung gehen, die ein Auto diesen Typs in seinem Leben gegangen sein könnte.

Im Juni 2012 habe ich dann eine vielversprechende Anzeige im Netz gefunden. Nach 2 Jahren der Suche, dachte ich am Ende angekommen zu sein. Was ich zu der Zeit nicht wusste, der Weg sollte noch lang und steinig werden …