Palmen und Schotter, Paris-Dakar? Nein, Bad-Neuenahr!

Ahr-Rotwein-Klassik angekommen

Startnummer S6

Durch Corona ist alles anders. Das sollte den Tag dominieren. Es fing schon damit an, dass diesmal die Startnummern die Teilnehmer per Post erhalten. Warum und wieso auch immer, aber bei Abfahrt am Freitag Abend ist die Startnummer nicht mehr auffindbar. Es stellt sich zwar als überhaupt kein Problem heraus, denn wir malen mit Filzstift und A5 Blatt einfach eine eigene „S6“ und kleben Sie in Fahrtrichtung rechts oben in die Scheibe, aber es hebt die Stimmung nicht gerade und erweist sich als schlechtes Omen für die ganzen Veranstaltung.

Anfahrt

Meine Landmaschine hat ein Temperaturproblem, welches sich nicht auf die Schnelle beheben lässt. Der Wasserkühler ist leicht verschlammt und stark verkalkt. Er braucht ein neues Netz. Der Ölkühler bekommt vom Öl nichts ab. Wahrscheinlich ist das Thermostat an der Stelle defekt oder der Kühler irgendwie zu. Das heisst unter Last (an langen Steigungen) wird der Motor sehr heiss. Der OM 617 ist allerdings sehr robust und daher entscheiden wir uns nicht für das T-Car. Wir fahren einen Teil über die A61 und dann ab Koblenz am Rhein entlang nach Remagen. Unser Ziel ist das RheinHotel ARTE wo wir Abendessen und die Nacht verbringen.

Vorbereitung
Eine Flasche eines leckeren Ahr Spätburgunders, eine Suppe und ein bisschen Fingerfood … und meine Beifahrerin.

Ahr-Rotwein-Klassik 2020

Wir fahren die Ahr-Rotwein-Klassik Veranstaltung erst zum 2. Mal und allem Frust zum trotz sicherlich nicht zum letzten Mal. Start und Ziel sind wie immer im wunderschönen Kurpark in Bad Neuenahr. Ein freiläufiges Gelände mit breiten Wegen, altem Baumbestand, Wiesen und Palmen. Direkt an der Ahr gelegen.

Unsere Anfahrt vom Hotel aus ist kurz und knackig. Auf dem Weg dorthin treffen wir schon viele Oldtimer die alle in Richtung Kurpark pilgern. Viele tolle Autos aus den letzten 3 bis 8 vergangenen Jahrzehnten sind wieder dabei. Das Wetter ist spielt mit. Es ist trocken und warm. Die Sonne scheint. Wir freuen und all die vielem Menschen, die man die letzten Jahre kennen und schätzen gelernt hat, zu sehen und uns zu unterhalten. Nicht nur über Autos, über die aktuelle Situation, diese Veranstaltung, andere Veranstaltungen etc …

Corona … O La La

Ein kleines Frühstuck bekommen wir auf Papptellern mit Einmalbesteck und Plastikbechern serviert. Ein wenig befremdlich, da normales Geschirr und Besteck sicherlich auch vollkommen problemlos einsetzbar gewesen wäre. Auf Nachfrage ist das alles wegen Corona und Teil des Hygienekonzeptes. Sei es drum … komisch finde ich es dennoch.

Bordbuch, Fahrunterlagen, Tourensport …

Bei der Einfahrt erhält jeder Teilnehmer eine Tasche mit den Fahrunterlagen. Wir setzen uns also nach dem allgemeinen „Hallo“ auf die diesmal speziell zugewiesenen Plätze und studieren die Fahrtunterlagen. Der Schreck ist gross als wir in Summe 6 Seiten mit Bildersuchen im Bordbuch finden, einen kleinen Chinesen und ansonsten nur Karten mit ein vorgezeichneten Routen. Wir fahren in der Regel die Veranstaltungen „sportlich“ damit wir eben diese Sachen nicht machen müssen. Ein paar Bilder sind ja okay, aber 6 Seiten? Da man es nicht ändern kann, geht meine Beifahrerin die Routen durch und schaut nach kleinen „Gemeinheiten“ wie sie im ORI Sport normalerweise üblich sind. Keine da.

6 Stunden Zeit für 180km bei 30 Minuten Pflichtpause. Mit einem 88PS G in der hügeligen Eifel und im Rheintal rauf und runter ist es schon eine Challenge. Da heisst es angasen, denn wer zu spät kommt der bekommt saftige Strafpunkte. Jedenfalls steht es so in den Fahranweisungen. Ansonsten steht dort, dass stumme Wächter und Ortsschilder (Summe aus dem Wert des 1. und 3. Buchstaben, der mittels Chiffriertabelle ermittelt werden muss) nur auf der rechten Seiten aufzuschreiben sind. Soweit so gut. Die Fahrerbesprechung der Sportler fördert zu Tage, dass es wegen Corona keine stummen Wächter gibt. Es gibt auch nur eine GLP wegen Corona. Durch die Verschiebung der Veranstaltung von Juli in den September und wegen der allgemeinen Situation der Pandemie, stehen viel weniger Helfer zur Verfügung. Dadurch ist der Veranstalter gezwungen die Aufgabenstellungen den Umständen anzupassen. Die Ausschreibung spricht deshalb dieses Jahr auch von „Tourensportlich“.

Fahren

Zur Startzeit pünktlich losgefahren machen wir uns auf den Weg. Die erste Sonderprüfung mit Zeitnahme findet kurz nach dem Start statt. Eine Runde über einen Parkplatz. Auf der Geraden liegen drei Bretter. Zwei rechts und eines links. Jeweils mit beiden linken und beiden rechten Reifen sind die Bretter abwechselnd zu überfahren. Nach der zweiten Lichtschranke ist das Fahrzeug mit dem rechten Vorderrad auf einem Bierdeckel zu stoppen. Die Zeit der ersten Runde muss dann in der 2. Runde exakt bestätigen. Dumm nur, dass wir statt geradeaus den Start im 90 Grad Winkel nach links machen müssen. Der G hat einen Wendekreis wie ein Panzer und es steht ein LKW Anhänger im Weg. Wir wissen deshalb gar nicht wann die Lichtschranke ausgelöst hat und damit ist diese Sonderprüfung, was die Zeit angeht, schon im Eimer. Bretter und Bierdeckel treffen wir.

Die weitere Route führt uns immer wieder an den Rhein, die Ahr, aus dem Tal heraus und ins Tal zurück. Wir setzen einmal mit der Fähre über, fahren Autobahn, Bundes-, Landes und Kreisstrassen. Aber auch innerhalb von Ortschaften. Dabei geniessen wir die Umgebung und sind immer auf der Suche nach den Bildern. Wir finden auf dem ersten Blatt einen speziellen Briefkasten nicht. Auf dem 2. Blatt fehlt uns ebenfalls ein Bild, auf dem 3. Blatt gar drei. Das 4. Blatt haben wir immerhin mal vollständig.

Mittagspause

Die 30 Minuten „Zwangspause“ halten wir natürlich ein und erfreuen und an einem belegten Brötchen, einem Stück Kuchen und kalten Getränken. Bei der Ausfahrt kommt ein klassisches Gaudy Spiel. „Fahren Sie einen 1m vor.“ Exakt einen Meter. Ich messe mit der Hand die Pflastersteine aus. Dann die Hand mit dem Maßband. 20cm also 5 Steine. Angepeilt. Gefahren. 119cm. WTF … nächstes Mal messe ich die Steine gleich mit dem Maßband.

Weiter fahren

Der 2. Teil hat eine Seite mit Chinesen. Auch wenn das Bild zum Start nicht ganz passt, finden wir den Eingang in den Chinesen recht schnell. Den Chinesen fahren wir fehlerfrei aber erkennen ein Problem, denn bei dem zughörigen Bilderbogen des Chinesen stellt sich die Frage, ob man ein Bild an dem man zweimal vorbei kommt, aber in entgegengesetzter Richtung, auch zweimal aufnehmen soll. Die telefonische Rückfrage beim Fahrleiter überrascht uns. Auch Bilder sind nur rechts aufzunehmen. Wir haben uns die ganze Zeit nach allen Richtungen die Augen ausgeguckt. Man denke an die legendäre Mäuseturm in der der Fahrleiter ein Bild als Aufgabe hatte, welches man nur im Rückspiegel sah! Also gut, ab jetzt nur noch rechts. Im weiteren Verlauf gibt es auf unserer Karte zwei Bilder die links liegen. Sie werden nicht notiert.

Die Aufgabe „Ortsschilder“ nehmen wir auch gewissenhaft in Angriff, machen dabei aber auch einen fatalen Fehler. In der Fahranweisung steht, dass Bundesstrassen „neutralisiert“ sind. Dies heisst hier werden keine Bilder, keine Wächter und keine Ortsschilder aufgenommen. Das haben wir leider nicht gemacht. Ich denke das kostet uns am Ende das Podium, dann damit haben wir sehr viele Fehlerpunkte gesammelt.

Mit Blick auf die Uhr wird gegen 15.30 klar, dass wir „knapp“ dran sind. Alle anderen Sportler haben wir schon lange überholt, aber wir werden Probleme bekommen, pünktlich im Ziel zu sein. Daher drücken wir ein wenig mehr auf die Tube und scheuchen den G die engen und kurvenreichen Strassen durch die Landschaft. Dabei stehen auch immer wieder deutlich stärker motorisierte Teilnehmer „im Weg“. Einen G Kühler formatfüllend im Rückspiegel zu haben bewirkt bisweilen Wunder der Fahrdynamik des vorausfahrenden Fahrzeugführers. In den Ortschaften fahren wir schneller als normalerweise im „Suchmodus“, natürlich nicht schneller als erlaubt, um nicht zu viel Zeit zu verlieren.

Finale

Mit 7 Minuten Nachzeit kommen wir als erster „Sportler“ im Kurpark an. Der G hat gehalten. Bis auf zwei sehr lange Steigungen habe ich die Temperatur sehr gut im Mittelfeld halten können.

Angekommen
Angekommen! Bad-Neuenahr-Klassik 2020 (S6)

Es dauert eine Weile bis weitere Mitstreiter eintreffen und natürlich tauschen wir uns über die Aufgaben aus. Schnell ist klar, dass vieles nicht klar war. Es gibt einige Nachfragen bei beiden Fahrleitern und die Aussagen überraschen dann mal die eine mal die andere Fraktion. Zu allem Überfluss erklärt einer der beiden, dass die Zeitstrafe für Nachzeit nicht gewertet wird. Alles in allem ein wenig unbefriedigend. Auf der anderen Seite geht es dieses Jahr um keine Meisterschaft, sondern eigentlich nur um den Spass. Von der Clubmeisterschaft mal abgesehen.

Wir können unseren 2. Platz aus dem Vorjahr weder bestätigen noch verbessern. Aber wir haben trotz der „blöden Bildersuche“ Spass an dem Tag, haben viele alte Bekannte getroffen und neue nette Leute kennengelernt. Welchen Platz wir am Ende erreichten werden wir erst aus den Ergebnislisten erfahren. Es ändert nichts daran, dass wir ein wenig von unserer eigenen Leistung enttäuscht sind, aber auch von der „sportlichen“ Seite der Veranstaltung. Ansonsten war ein eine gelungene Sache und wir kommen sicherlich 2021 wieder.

G unter Palmen
G unter Palmen

Nachklapp

Die Ergebnislisten liegen vor und wir haben den 6. Platz errungen. Immerhin. Heute kam die Nennbestätigung für die Rhein-Hunsrück-Klassik am 10.10. Wir standen bislang nur auf der Warteliste. Das wird eine Senioren Vater-Sohn Tour. Also ich mein Vater und ich. Ausserdem gibt es mir noch Hoffnung meine Frau in der Clubmeisterschaft zu überholen, wenn wir gut abschneiden. Denn sie hat eine Veranstaltung mehr dieses Jahr und dort auch noch den 2. Platz mit unserem Sohn gemacht.